Wir haben sehr wenig Zeit mal nur mit einem Kind. Es kommt häufiger vor, dass ich mal nur mit 2-4 Kindern unterwegs bin, aber wirklich mit nur einem Kind verdammt selten. Wenn dann sind es so Minimomente am Tag: ich gebe Nika noch einen Gute-Nacht-Kuss und sie erzählt mir noch in Ruhe von ihrem Tag, Ella möchte Hilfe beim Basteln und weil alle anderen beschäftigt sind kann ich mich mal 5 Minuten nur ihr widmen. So etwas eben. Oder wenn ein Kind krank ist und als einziges nicht in die Kita geht.
Für uns als Familie haben wir gemerkt, dass der Verzicht auf diese regelrecht krampfhafte Exklusivzeit für jedes Kind uns allen gut tut.
Quality Time lässt sich (für uns) einfach nicht mit dem Terminplaner erzwingen. Vielleicht bei älteren Schulkindern und Teenagern, aber nicht bei Kindergartenkindern. Die leben im Hier und Jetzt, wollen ihre Aufmerksamkeit sofort und in diesem Augenblick und nicht beim wöchentlichen Mama-Kind-Tag. Und dabei ist es bei meinen Kindern auch völlig egal wie viel ungeteilte Aufmerksamkeit sie vorher schon hatten. Selbst wenn ich den ganzen Vormittag das kranke Kind gepflegt habe, wir Brettspiele gespielt, gekuschelt und Bücher gelesen haben, an der situativen Eifersucht ändert das doch nichts. Kaum holen wir die Geschwister ab, gibt es trotzdem Eifersucht darüber wer jetzt zuerst auf meinen Arm darf. Einfach weil auch das kranke Kind JETZT meine Aufmerksamkeit will. Da geht ihm mein "Aber wir haben doch eben schon so viel gekuschelt" am Hintern vorbei. Da fließen trotzdem manchmal Frustrationstränen. Ich versuche Verständnis zu zeigen, aber mehr kann ich oft nicht tun. Es können halt nicht vier oder fünf Kinder gleichzeitig mit mir alleine sein.
Je älter meine Kinder werden, desto einfacher wird es aber. Weil sie abwarten können und weil sie ein Gespür dafür entwickelt haben zu erkennen, wann ihre Geschwister Mama oder Papa dringender brauchen. Und wenn ich an meine eigene Kindheit zurück denke waren nicht die Mutter-Tochter-Tage das Entscheidende, sondern das meine Eltern immer da waren, wenn ich sie brauchte. Die Hilfe bei den Matheaufgaben, das mir meine Mutter mein Lieblingsessen gekocht hat, wenn ich einen schlechten Tag hatte, das mein Vater mich unter der Woche um 3 Uhr nachts von einer Party abgeholt hat auf der ich eigentlich gar nicht hätte sein sollen. Und das er mir nicht die ganze Rückfahrt über einen Vortrag über Zuverlässigkeit, Verantwortungsgefühl und die Gefahren von Alkohol gehalten hat.
Und meine bereits erwachsenen Kinder sehen das genauso. Wir haben die bewusste Quality Time nur mit einem Kind immer genossen, aber letztlich war es für uns nur ein netter Zusatz. Nicht mehr.
Mir geht es mit dieser Einstellung besser. Ich habe weniger schlechtes Gewissen und bin entspannter mit dem Thema Eifersucht. Ich weiß, dass wir alle ein schweres Jahr hatten und was ich meinen Kindern abverlange sich unsere Aufmerksamkeit mit 6 Geschwistern teilen zu müssen. Das ist sicher oft hart, erfordert mehr Kompromissfähigkeit und Rücksichtname als mit nur 1 oder 2 Geschwistern oder gar als Einzelkind.
Aber zumindest meine Töchter sehen inzwischen auch die Vorteile von vielen Geschwistern. Sie sind oft unterschiedlich, dickköpfig und streiten sich wie die Kesselflicker, aber als Team sind sie unschlagbar. Und meistens sind sie ein Team. Und das ist letztlich das was für uns ganz persönlich als Familie zählt.