Liebe Birgit,
die Bundeswehr derart abzuwerten ist aber auch der falsche Weg. In meinem Bekanntenkreis habe ich viele, die erst durch die Bundeswehr die Chance bekommen haben, doch noch auf den richtigen Weg zu kommen. Einer z.B. hatte einen sehr schlechten Hauptschulabschluss, hat auf dem normalen Markt keinen Ausbildungsplatz gefunden. Bei der Bundeswehr hat er dann entsprechend eine Ausbildung mit angeschlossen - und hat sich über die Ausbildung + Berufserfahrung + Abendschule weiter qualifiziert, bis er jetzt an einer Fachhochschule ein Studium machen kann und dort sehr gute Leistungen hat. Eigentlich wollte er niemals zur Bundeswehr, aber heute sagt er, dass er ohne wahrscheinlich auf der Statistik der Langzeitarbeitlosen gelandet wäre, ohne jede Perspektive. Damals hatte er fast 500 Bewerbungen in ganz Deutschland versendet, in der Hoffnung, irgendwo doch noch einen Ausbildungsplatz zu bekommen!
Des Weiteren hat sich die Bundeswehr in den vergangenen jahrzehnten im Inland an vielen humanitären Einsätzen beteiligt - das Hochwasser in Simbach am Inn, bei dem ALLE Stellen überfordert waren. Organisation der Unterbringung von Geflüchteten, denn genug Räume gab es nicht, aber die Bundeswehr stellte Zelte, teilweise medizinische Verpflegung, Essensausgaben etc. Während der Vogelgrippe wurde das Wissen um den Umgang mit verseuchtem Material eingesetzt, um eine Ansteckung von weiteren Tieren und Menschen zu vermeiden. Kaum eine andere Stelle in Deutschland kennt sich damit aus. - Selbst die TAZ hat das mal in einem Kommentar zugestanden und die sind nun wirklich nicht gut auf die Bundeswehr allgemein zu sprechen.
Ein verallgemeinernder Hass ist unangemessen - und in der heutigen Weltsituation bin ich froh, dass wir trotz allem die Möglichkeit haben, notfalls verteidigt zu werden. Natürlich gibt es wie bei allem positive wie negative Seiten, aber wie gesagt, man sollte sich nicht ausschließlich auf eine Seite fokussieren. Zumal es viele zivile Berufe bei der Bundeswehr gibt, für die es nicht einmal den Grundwehrdienst bedarf. Zumal es hier auch Aufgabe der Eltern ist, mit ihren Kindern darüber zu sprechen, wenn solche Veranstaltungen sind. Dann sollte man nämlich auch alle kirchlichen Träger etc. ausschließen, weil die Kirche mindestens ebenso viele Menschen im Laufe der Geschichte mittelbar und unmittelbar getötet hat. Und Pharmakonzerne. Und Hochschulen, die auch für die Rüstung forschen. Etc. pp. - Am Ende findet jeder bei jedem Konzern und jeder Organisation etwas, was abzulehnen ist.
Und ich sehe auch keinen wirklichen Zusammenhang zwischen der Doku und der Bundeswehr. Und bin da auch mehr bei Der_Eisbaer. Denn wenn es keine Grenzen, keine Regeln etc. gibt, dann würde Chaos ausbrechen. Selbst die Tierwelt hat Regeln. Die Mutter sagt, wie weit die Kinder alleine dürfen und wenn sie sich weiter entfernen, werden sie unsanft zurück gebracht. Hat hierarchische Strukturen (Rudel, Herden ...) etc. pp.
Wenn ich den Kindern nicht beibringe, dass sie an der Straße stehenbleiben müssen, dann würden sie rüberlaufen, weil sie es nicht kennen. Weil sie die Aktionen und Reaktionen anderer Menschen nicht kennen. ICH setze da die Grenze, um nicht bald am Grab meines Kindes stehen zu müssen! Regeln und Grenzen haben - wie alles! - etwas positives und negatives. Es gibt sinnhafte und unsinnige Regeln und Grenzen. Aber nehmen wir mal an, dass wie keine Regeln, Gesetze etc. hätten, die das Töten verbieten - dann würden die Statistiken explodieren! In so einer Welt würde ich nicht leben wollen. Und das hat noch lange nichts mit Gehorsam zu tun, sondern mit der Regulierung des Zusammenlebens.
Zum eigentlichen Thema: Wir haben den Film als Kollegium gesehen und fanden es abstoßend, verstörend.